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Samstag, 29. September 2012

Die 99 Tugenden Allahs – Populärkultur für muslimische Offenheit und religiösen Dialog

"Der Koran sagt, dass Gott neunundneunzig Namen hat. Jeder Name stellt auch eine Tugend dar, unter denen sich auch Stärke, Mut, Weisheit und Gerechtigkeit findet. Ein guter Muslim soll versuchen, sein oder ihr Leben nach diesen Tugenden auszurichten, aber Menschen sind nicht perfekt und jeder Muslim hat nur eine Handvoll dieser Eigenschaften. Nur Allah kann alle neunundneunzig haben. Diese Charakteristika sind die Grundlage für Die 99, das weltweit erste Superhelden-Comicheft, welches direkt von muslimischer Kultur und muslimischen Glauben inspiriert ist." 
(Quelle: "Comic Art Propaganda – A Graphik History" von Frederik Strömberg, East Sussex, 2010, S. 35)


Der Comic The 99 Virtues of Allah ist ein Welterfolg! Der kuwaitische Zeichner Dr. Naif Al-Muwtawa hat mit diesem Werk nicht nur einen wirtschaftlichen Volltreffer gelandet, sondern vor allem ein überaus effektives pädagogisches Mittel zur Förderung des religiösen Dialoges innerhalb muslimischer Gruppen und zur Öffnung von Ost-West-Grenzen gefunden.



In der Geschichte entwickeln 99 junge Menschen aus 99 verschiedenen Ländern, also aus sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, aufgrund von magischen Steinen je eine der übernatürlichen 99 Kräfte Allahs, die sie in Superhelden verwandelt. Keiner dieser Auserwählten betet oder liest den Koran, einige von ihnen (nicht alle!) sind Muslime und nur sehr wenige Superheldinnen tragen ein Kopftuch, was ein äußerst liberales Islambild darstellt. Zwischen den 99 gibt es unterschiedliche Ziele und Ansichten, ein Zustand, der auch die gegenwärtige muslimische Gesellschaft darstellen soll. Um ein aufkommendes Hindernis zu überwinden, müssen die Superhelden aber kooperieren und zumindest immer drei Helden ihre Kräfte zusammenlegen.

Graphisch ist Die 99 eine amerikanisch-arabische Mischung und erinnert an Marvel Produktionen mit einem islamischen Symbolismus.  Die Comics erscheinen auf Arabisch und Englisch und sind für nur 1,99 Dollar ( z.Z. ca. 1,50 Euro) auf der offiziellen Homepage erhältlich. Außerdem ist die Zeichentrick-Animation bereits im Gange. Al-Muwtawa vermittelt auf diese Weise einem breiten Publikum seine Vorstellung des Islams und tritt so für (wenn auch indirekt) politische Ziele ein, die einen offenen, persönlichen und kulturübergreifenden Dialog ermöglichen! In der politischen Öffentlichkeit findet Al-Muwtawa großen Anklang mit seiner Produktion, so lobte der amerikanische Präsident Barack Obama am 26. April 2010 Die 99 für die Toleranz, die der Comic vermittelt.

Comics als Mittel der Kommunikation und zur Übertragung von Ideen sind aufgrund ihrer leichten Zugänglichkeit und Verständlichkeit schon seit Jahrhunderten (Jawohl! Schon seit den ersten Kupferstichen!) ein überaus beliebtes und erfolgsversprechendes Instrument. Immer wieder wird in Umfragen herausgestellt, dass die Comic-Seite der Zeitungen mit Abstand die meist gelesene ist.

Isis Mrugalla, Sevilla 2012

Offizielle Website: www.the99.org

Donnerstag, 27. September 2012

Museo de Baile Flamenco


Flamenco ist Poesie der Dörfer. Das sagte zumindest Antonio Machado y Àlverez alias Demófilo, der diese Form der "populären Poesie" der "kultivierten Poesie" für überlegen hielt. Diese "spontane Kreation der Emotionen" sei eine authentische Poesie, eine, die verstanden wird. Flamenco gilt als Mittel zur Kommunikation, als Brücke zwischen Liebhaber und Geliebter, Vater und Sohn, Freund und Feind - er ist Sprache des Volkes und  Ausdruck des eigenen Lebensgefühls.

Flamenco kann singen, tanzen und spielen, was nicht mehr auszusprechen ist.

 Das „Museo de Baile Flamenco“ ist weltweit das einzige seiner Art. In der Calle Manuel Rojas Marcos, einer der verwinkelten Straßen der sevillanischen Altstadt, etwa 5 Minuten von der Giralda entfernt, eröffnet das Museum dem Besucher die Welt des Flamenco. Es zeigt seine mysteriösen Ursprünge, seine schillernden Stars und die leidenschaftliche Poesie der andalusischen Musik.

Jeden Abend um 7 und um 9 Uhr kann der Flamencoliebhaber im „Museo de Baile Flamenco“ unvergessliche Shows mit atemberauenden Tänzern, Sängern, Palmeros und Gitrarristen bewundern. Aber Achtung: Die Shows sind fast immer ausverkauft! Wer sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen möchte, der sollte sich seine Karte schon Mittags kaufen und trotzdem etwa 20 Minuten früher kommen.

Außerdem bietet das Museo Flamenco-Kurse an. Im historischen Kellergewölbe lernt man von der Pike auf alles von absoluten Profis. Wem das nicht reicht, der kann auch zu einem der "Nächtlichen Events" gehen und die verschiedensten künstlerischen Darbietungen genießen oder sogar das Museum für private Anlässe mieten.

Das „Museo de Baile Flamenco“ in Sevilla ist eine einzigartige Liebeserklärung an den Flamenco, seine Musiker und Tänzer und an das Land, in dem er entstand: Andalusien! (I.M.)


             Soleares de cuatro versos

                A la horita e la muerte
                No ponérmela elante
                Que como la quiero tanto
                Er corasón se me parte.

                A la reja e la carse
                No me bengas a yorá,
                Ya que no me quitas pena
                No me las bengas a da.

                A un Dibé estoy pibiendo
                Que come me matas mueras,
                Que tan bean mis ojitos
                Queriendo y que no te quieran.


aus "Colecciónes de Cantes Flamencos recogidos y anotados por Demófilo"
von Antonio Machado y Àlvarez,



Samstag, 22. September 2012

Vejer de la Frontera - ein Erbe der Mauren


Vejer de la Frontera, ein typisches andalusisches Städtchen, das zu den vielbeschriebenen „pueblos blancos“ gehört, wurde nun schon des Öfteren in mehreren deutschen Zeitungen und Zeitschriften als einer der schönsten Orte Spaniens erwähnt. Nähert sich der Reisende von Osten oder Norden, ist Vejer schon von Weitem zu erkennen, es thront sozusagen auf einem rund 200 m hohen Berg über dem Mündungsgebiet des Flusses Barbate.

Buchtipp - zeitgenössische Literatur aus Marokko

Der Mann aus den Bergen
von Abdelhak Serhane  (2010)

Auf bewegende Weise schildert der Autor eine marokkanische Kindheit in den fünfziger Jahren in einer sehr armen Familie im Hoch-Atlas. Materielles und emotionales Elend prägen die Kindheit, die von einem gewalttätigen Vater und einer unterwürfigen Mutter bestimmt wird. Anhand von Zeitungsfetzen, mit denen der Vater die Decke des Hauses tapeziert hat, eignet sich der Protagonist die französische Sprache an. Nach und nach wird er sich der wenig beneidenswerten Lage seiner Landsleute bewusst. Mithilfe einer Fülle von oft bewegenden Anekdoten aus der Familiengeschichte zeichnet Serhane ein genaues Bild einer durch Korruption und religiöse Verbote verdorbenen Gesellschaft. Der Autor legt damit ein ausdrucksstarkes, engagiertes Buch vor. (Beschreibung aus amazon.de)

Al-Andalus "Die Stimmen des Wassers"

Kunsthandwerk aus Marokko