Seiten

Dienstag, 29. Januar 2013

Islam - Aufklärung gefällig?


Gibt es ein Gebot zum Ehrenmord im Koran? Heißt Jihad wirklich heiliger Krieg? Wie kam es eigentlich zum Kopftuch? Ist der Islam frauenfeindlich? Sind Hamas, Hisbollah und Taliban alle gleich? Welchen sozialen Wert haben Koranschulen eigentlich?
 
Vera F. Birkenbihl mag einigen ein Begriff sein. Ihr Beitrag in Karlsfeld im Jahr 2008 zum Thema Islam lohnt sich zu sehen. Sie bringt hier eine interessante Einführung in grundlegende historische Entwicklungen und aktuellen Debatten und räumt mit vielen Missverständissen und Fehlinterpretationen auf. In der letzten halben Stunde findet schließlich eine Diskussion zwischen den Zuhörern und der Vortragenden statt.
 

 
 
Für Interessierte: Birkenbihl nennt eine Vielzahl wertvoller Literatur zum weiterlesen und selbstforschen:
 
  • Hackensberger: Lexikon der Islam-Irrtümer
  • Khoury/Hagemann/Heine: Islam-Lexikon
  • Michael Luders: Allahs langer Schatten
  • Roy/Schäfer: Der falsche Krieg
  • Pechmann/ Kamlah: Soweit die Worte tragen
  • Abdullah: Islam für das Gespräch mit Christen
  • Tibi: Die fundamentalistische Herausforderung: der Islam und die Weltpolitik




Sonntag, 20. Januar 2013

Interview: "Ich wollte immer einen Reflex von der Straße"


Peter Mair und die Galeria Taberna Bar Anima


Die Galeria Taberna Bar Anima existiert jetzt seit 27 Jahren. Der Besitzer Peter Mair zog 1985 von Tirol nach Sevilla, kaufte ein Haus im Stadtviertel San Lorenzo, damals ein veraltertes, kulturell ausgestorbenes Viertel, und eröffnete die erste Bar, die Nachts geöffnet hatte, die Kunst ausstellte und noch dazu eine Frau hinter dem Tresen arbeiten ließ. Heute ist die Bar in der Calle Miguel Cid Nummer 80 ein sevillianischer "Geheimtipp", jeden Donnerstag und Sonntag spielen Live-Musiker und die Ausstellung der Bilder und Skulpturen wechselt alle 2 Wochen. Hier trifft Folklore Dekor auf alternativ Ideologie, offen für Kunst und Kultur aller Art. Eine Bar, die nicht nur die Kunst- und Kultur- sondern auch Zeitgeschichte Sevillas über fast drei Jahrzehnte begleitet und beeinflusst hat. Als ich Peter um 9 Uhr an einem Samstag Abend in seiner Bar besuchte, quatschte er bereits mit ein paar alten Freunden aus Deutschland, andere aus Portugal, und ein paar Sevillianern. Es spielt orientalische Musik und man trinkt Glühwein, "Franziskaner" Hefeweizen und Cruzcampo. Mika, die 12 Jahre alte Hauskatze sitzt auf einem Hocker, lässt sich von den Gästen kraulen und man fühlt sich sofort willkommen. Wir setzen uns an einen der kleinen Fliesendekor-Tischen und Peter beginnt zu erzählen.

Peter Mair in seiner Bar Anima


Wie kommt es, dass du 1985 nach Sevilla gezogen bist? Was war deine Motivation? Wolltest du von vorn herein eine Bar eröffnen und kulturelle Projekte aufbauen?

Mein Leben in Tirol war sehr schön. Ich hatte viele gute Freunde und einen tollen Job als Architekt. Aber ich wollte einen kulturellen Wechsel. Schon als Kind bin ich viel gereist, damals vor allem nach Italien da wir aufgrund der Diktatur nicht nach Spanien wollten. Aber als die Diktatur endete bin ich auf dem Weg nach Marokko auch durch Andalusien gereißt und so zum ersten Mal nach Sevilla gekommen. Die Stadt hat mir sofort gefallen. Und ich dachte mir, wenn ich schon einen Wechsel mache, dann gehe ich auch an das andere Ende von Europa, sodass dieser Kontrast ein bisschen stärker ist. Füher war es anders hier in Sevilla, mehr wie Afrika als Europa. 

Hattest du sofort die Idee, eine Bar mit Kunstaustellungen zu eröffnen, als du nach Sevilla gezogen bist?

Mika, die Hauskatze lässt sich gerne von Gästen kraulen.
Nein gar nicht. Ich hab damals dieses Haus gekauft, das in den oberen Stockwerken in einem sehr guten Zustand war aber das Erdgeschoss eher nicht. Aber als ich die Struktur des Erdgeschosses gesehen habe, dachte ich mir, dass es perfekt für eine Bar wäre. Das hat mich dann dazu animiert, dieses Projekt zu beginnen. 

In deiner Broschüre beschreibst du auch, wie San Lorenzo damals ein ziemlich ausgestorbenes Viertel war. Heute finden sich hier Kunsthandlungen, Bars und Kunstschulen. Wie schätzt du den Einfluss der Bar Anima auf dieser Entwicklung ein?

Naja, als ich hier meine Bar eröffnet habe, war es die erste, die auch Nachts geöffnet hatte. Es hat hier früher nur Tagesbars gegeben. Und noch dazu hab ich damals mit meiner Freundin zusammen gearbeitet. Das waren sie damals überhaupt nicht gewohnt, eine Frau hinter der Theke. Aber das war sicherlich animierend für andere Leute, hier in San Telmo mehr Kultur zu leben. Zum Beispiel haben mehrere Theater geöffnet wie das Theater Imperdible und das Theater TNT. Leider haben wir die meisten Theater aus finanziellen oder anderen Gründen wieder verloren. Aber dadurch hat sich die Struktur dieses alten, konservativen Stadtviertels einfach verjüngt, es ist interessant für andere Menschen geworden, sowohl zum ausgehen, als auch zum wohnen. 

Und der Effekt für Sevilla?

Anima hat vor allem den Effekt gehabt, dass es auch andere Bar-Besitzer animiert hat, Bilder auszustellen, die auch den jungen Künstlern zugute kommt. Ich kannte das ja schon aus Österreich aber hier war das für viele eine völlig neue Idee. 

 Ana Hata am 15. November 2012 in der Bar Anima
Du veranstaltest ja viele verschiedene Events in der Bar Anima. Neben den Kunstausstellungen gibt es auch Konzerte und Lesungen. Aus welchen Kriterium suchst du dir deine Künstler aus? Gibt es auch Künstler, die du "aus Prinzip" nicht einladen würdest?

Nein! Die Künstler hier sind eine Mischung aus jungen Künstlern, die vielleicht sogar ihre erste Austellung hier haben, und professionellen Künstlern. Und ich suche mir die Künstler aus, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie es auch ernst meinen mit ihrer Kunst, etwas eigenes machen und nicht einfach nur etwas kopieren. Also Leute bei denen ich auch die Chance sehe, dass sie danach auch weiter machen. Und ein paar sind nach ihrer Ausstellung oder ihrem Auftritt bei mir auch wirklich bekannt geworden. 


Also bist du auch eine Art Karriereunterstützung für die Künstler.

Ja ein bisschen wie ein Mäzen. Ich zahle auch die ganze Werbung und das ist für viele eine Möglichkeit, die sie sonst vielleicht nirgends bekommen. Ich bin auch nicht subventioniert. Wenn die Künstler dann etwas verkaufen, dann bekomme ich auch keine Provision. Ich habe also überhaupt kein kommerzielles Interesse. 
Zum Beispiel haben wir auch den Kunstmarkt am Museumsplatz in Sevilla aufgebaut. Damals illegal. Und als das dann als Projekt gelaufen ist, haben wir uns daraus zurückgezogen. Das war dann nicht mehr unsere Arbeit. Wir wollten einfach nur dieses Projekt initiieren. Das hat natürlich auch sehr vielen jungen Künstlern zu Einnahmen verholfen und zum Austausch untereinander geholfen. 

Deine Bar ist ja auch so eine Art "Melting Pot" der Kulturen. Nicht nur, dass verschieden Kunstrichtungen aufeinander treffen, sondern auch Menschen aus verschiedenen Ländern kommen hier zusammen. Würdest du deine Bar als Ort des interkulturellen Dialogs beschreiben?

Das hat vor allem durch Erasmus angefangen. Früher war das nicht so stark, wir hatten 1985 ja auch gar keine Möglichkeit dazu. Das Lokal ist nicht sehr zentral gelegen, man muss es also auch erstmal finden. Und unter den Erasmus Studenten kommunizieren untereinander, tauschen sich aus und treffen sich hier. Die Bar ist also eine Art Treffpunkt. Aber so haben auch schon viele ein Bild gekauft, die vielleicht sonst nie eins kaufen würden. Weil man in einer Bar einfach geht um etwas zu trinken und Spaß zu haben und da ist die Hemmschwelle reinzukommen und zu schauen einfach nicht so groß wie bei einer Kunstgallerie. 

Ist das auch die Aufgabe der Kunst für dich? Das die Kunst die Leute erreicht?

Ja, ich habe noch nie ein bestimmtes Publikum gewollt. Ich wollte immer einen Reflex von der Straße. Nicht nur Akademiker und Intellektuelle sondern ein gemischtes Publikum aus verschiedenen sozialen Bereichen und ich glaub das ist für die Kommunikation auch ganz gut.

Aber es hat sich auch vieles geändert durch den Eintritt Spaniens in die EU. Früher gab es viel mehr Flamenco in Sevilla, aber unorganisierten Flamenco. Die Spieler sind einfach irgendwann abends vorbei gekommen und haben bis 7 in der Frühe gesungen und Gitarre gespielt. Sie haben sich hier wohl gefühlt. Aber durch die EU-Gesetze war vieles nicht mehr möglich. Und die Nachbarn wollten auch mal ihre Ruhe. Und seit man wegen Ruhestörung jemanden anzeigen kann, hat sich der Flamenco in Sevilla ziemlich gelegt. Früher war es vielleicht nicht perfekt, aber es war einfach authentischer.

Aber mit der EU kamen viele neue Gesetze, die überhaupt keinen Sinn machen, wie dass die Ölflaschen eine bestimmte Form haben müssen. Henkelflaschen sind beispielsweise verboten. Die werden aber teilweise auch gar nicht von allen eingehalten.

Also ist die EU eher schädlich für Spanien?

Naja, nein das denke ich nicht. Spanien ist ein sehr großes Land und noch dazu ein sehr unterschiedliches Land. Diese ganze nationalistischen Strömungen wie im Baskenland werden von der EU "ausgesaugt". Ohne die EU würde Spanien vielleicht in verschiedene Teile zerbrechen. Wir könnten es also schlechter haben. Wie immer hat auch die EU gute und schlechte Seiten. Im Gesamten ist es aber gut, denke ich, vor allem wegen Programmen wie Erasmus. Das ermöglicht einen Kulturaustausch.

Was ist für dich dein allergrößter Wunsch für deine Bar?

Mein Wunsch ist der, nachdem ich ja jetzt schon 65 bin und eigentlich ja schon in Pension gehen könnte, dass ich in den nächsten Jahren vielleicht eine Person finden könnte, die das hier im gleichen Stil weiterführen kann. Damit es nicht ein chinesisches Restaurant wird oder so was ähnliches. Aber die Idee ist da, dass es so weiter geht.

Und für Sevilla insgesamt?

Gerade sind zwei große architektonische Projekte aus politischen Gründen gescheitert, was ich sehr schade finde. Die Parteien in Spanien haben einen sehr schlechten Ruf. Viele machen aus pragmatischen Gründen mit, zum Beispiel weil sie Arbeit suchen, und nicht aus ideologischen Gründen. Und wenn jemand zur Partei geht, wird er von allen gleich "Dieb" genannt. Wer also wirklich etwas verändern will, der geht nicht in die Partei. Und das ist das Problem. Wer geht dann rein? Wenn das so weiter geht, dann wird das Niveau eher schlechter.

Und viele junge Spanier wollen auch das Land verlassen.

Ja, das stimmt. Aber das ist nicht unbedingt nur schlecht. Es ist gut, wenn sie auch mal rauskommen. Aus dem Elternhaus und aus dem Land um auch mal eine andere Welt zu sehen. Und das ist sehr gut und wichtig.
Viele Künstler in Sevilla zum Beispiel wollen nicht weggehen. Und die Professionellen können auch von ihrer Kunst in Sevilla leben. Aber wenn sie woanders wären, könnten sie schon besser leben. Zumindest nach Madrid oder Barcelona müssten sie gehen. Der Markt hier ist sehr beschränkt aber sie wollen nun mal nicht weg. Als Künstler brauch man aber auch Konfrontation um weiterzukommen und die hat man irgendwann in einer Stadt einfach nicht mehr. Man ist begrenzt in seinem Freundeskreis, man sieht immer die selben Sachen und in Sevilla gibt es auch aus finanziellen Gründen nur wenige gute Ausstellungen und Galeristen. Und das ermüdet im Endeffekt. 

Samstag, 5. Januar 2013

Filmtipp: Gesichter des Islam Teil I-IV am 20. Januar auf 3SAT

Die Dokumentationsreihe "Gesichter des Islam" von Regisseur Hannes Schuler und Produzent Hartmut Schwenk wird am 20. Januar in 3sat ausgestrahlt. Zwischen 13:30 Uhr und 15 Uhr werden die vier Schwerpunktthemen "Glaube und Kultur", "Männer und Frauen", "Islam und Gewalt",sowie "Wissen und Fortschritt" behandelt.
Die Dokumentationsreihe wurde bereits 2010 in der ARD ausgestrahlt. Zu der Produktion schrieb die ARD:  "Für die Reihe haben die Macher in mehreren Ländern intensiv recherchiert, darunter Deutschland, Spanien, Marokko, Ägypten, Saudi-Arabien, Türkei, Iran und Indonesien. Befragt wurden Politiker, Nobelpreisträger, Wissenschaftler, Schriftsteller, Theologen und viele Bürger aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten."
Eine solche Dokumentationsreihe ist immer ambivalent zu betrachten. Durch die Ausstrahlung und Wiederholung im deutschen Fernsehen entsteht eine Sensibilisierung des Themas, eine Informationsquelle und eine Plattform für Austausch und Diskussion in der Öffentlichkeit und auch in den privaten Wohnzimmer.
Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) soll darauf hingewiesen sein, dass eine solche Dokumentation bereits in ihrer Themenauswahl eine Vorabfilterung für das Publikum "im Westen" ist. Kulturelle Eigenarten, die Genderdebatte, Terrorismus sowie der Fortschrittsgedanke sind Themen, die immer wieder in Deutschland und im "Westen" insgesamt mit "dem Islam" in Verbindung gebracht werden, da es Schnittpunkte sind, in denen sich viele in ihrer kulturellen Selbstbestimmung, Sicherheit oder gesellschaftlichen Vorstellung bedroht oder zumindest mit Fremden konfrontiert fühlen. Daher wird auch explizit Material gesammelt, dass diese Bereiche anspricht, nicht zuletzt um der Einschaltquoten willen. Daran ist zuallererst nichts Schlimmes zu finden und es ist nur natürlich, dass man sich bei einem komplexen Thema einige Punkte herausnimmt, um diese genauer zu betrachten. Wichtig ist nur, dass eine Dokumentationsreihe über "den Islam" für ein muslimisches, arabisches oder asiatisches Publikum andere Fragen und auch andere Antworten finden würde. Unsere Medien zeigen und Informationen für unsere Interessen, diese sind oft hilfreich und interessant aber niemals rein objektiv und schon gar nicht das, was ein indischer Muezin über seine Religion als erstes erzählen würde.

Mit dieser kleinen Sensibilisierung und dem Fingerzeig auf die Gewieftheit unserer Medienwelt kann Alondra Institute mit gutem Gewissen und mit großer Interesse die Dokumentationsreihe "Gesichter des Islam" empfehlen!